Raumfahrtantriebe

In den letzten zehn Jahren haben nachhaltige Raumfahrtantriebssysteme zunehmend an Interesse gewonnen, und es werden immer mehr Nutzlasten in den Orbit befördert. Allerdings führt die wachsende Zahl dieser Satelliten zu einem erhöhten Kollisionsrisiko und zur Entstehung von Weltraumschrott, was wiederum Satelliten und zukünftige Missionen im gleichen Orbit gefährdet. Daher besteht ein dringender Bedarf, die Reinheit des Weltraums zu erhalten, indem kompakte Antriebssysteme für diese Satelliten entwickelt werden. Diese Antriebssysteme sind notwendig, um Manövrierfähigkeit während einer Mission und um gezielte De-Orbit-Manöver am Ende ihrer Lebensdauer oder im Falle eines unerwarteten Ausfalls zu ermöglichen.

Im Raumfahrtsektor wird derzeit an der Entwicklung mehrerer alternativer Antriebskonzepte gearbeitet, um diesen Bedarf gerecht zu werden. Eine wesentliche Herausforderung besteht in der Verwendung alternativer, umweltfreundlicher Treibstoffe, sowie in der Miniaturisierung von Triebwerken und Subsystemen, erforderlich durch die begrenzte Größe von CubeSats und anderen Mikrosatelliten. Diese Entwicklungen zielen darauf ab, die Nachhaltigkeit und Sicherheit von Weltraumoperationen sicherzustellen.

Insgesamt ist die Entwicklung kompakter Antriebssysteme für CubeSats und andere Mikrosatelliten entscheidend, um die Sauberkeit und Sicherheit des Weltraums zu erhalten. Da die Nachfrage nach diesen Systemen weiterhin steigt, ist kontinuierliche Forschung und Innovation erforderlich, um sicherzustellen, dass die entwickelten Antriebssysteme wirksam, effizient und umweltfreundlich sind.

Forschungsschwerpunkte

Das Institut für Gasturbinen, Luft- und Raumfahrtantriebe (GLR) der Technischen Universität Darmstadt ergreift Maßnahmen zur Entwicklung innovativer Lösungen für die Herausforderungen, vor denen CubeSats und andere Mikrosatelliten stehen. Unter anderem hat das GLR derzeit laufende Projekte in den folgenden Forschungsbereichen:

  • Wasserstoffelektrolyse-Antriebssystem: Diese Technologie verwendet Wasser als Treibstoff verwendet, um ein kleines Triebwerkssystem für De-Orbit-Manöver zu realisieren. Herkömmlichen Antriebssystemen verwenden oft Hydrazin, was zwar hypergole und lagerfähig ist, jedoch auch hoch toxisch. Wasserstoffelektrolyse-Antriebssysteme dagegen produzieren im Weltraum grünen Treibstoff, indem sie Wasser durch den Elektrolyseprozess in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen.
  • Small-scale Rotating detonation Engine (RDE): Anstelle von Deflagration verwenden Rotationsdetonationsmotoren (RDEs) Detonation, einen Drucksteigerungsverbrennungsprozess, der zu großen Drucksteigerungen und höheren Temperaturen führt. Im Allgemeinen sind noch mehrere physikalische Prozesse in RDEs zu verstehen. Small-scale RDEs bleiben eine Herausforderung aufgrund hoher Wärmeverluste und einer erhöhten Frequenz der rotierenden Detonationswelle. Derzeit arbeiten wir an einem konzeptionellen Entwurf und der Entwicklung eines small-scale RDEs, um seine Effizienz zu untersuchen.
  • Miniaturisierte Zündkonzepte: Mit der anhaltenden Nachfrage nach CubeSats und anderen Mikrosatelliten wird die Entwicklung miniaturisierter Zündkonzepte eine wichtige Rolle in der Zukunft der Raumfahrtforschung und Satellitentechnologie spielen. Die Gestaltung effizienter Zündsysteme insbesondere für kleine Satelliten stellt erhebliche Herausforderungen dar. Ein Hauptziel ist die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Verwendung der kalten Plasmazündung in Raumfahrtantriebssystemen. Darüber hinaus arbeiten wir derzeit an innovativen miniaturisierten Zündkonzepten wie Resonanzzündung und katalytischen Zündkonzepten.

Das GLR hat Prüfstände für die Entwicklung und Leistungsuntersuchung von nachhaltigen Raumfahrtantriebssystemen mit grünen Treibstoffen:

  • PICO – Propulsion Infrastructure for CubeSat Operation

Der PICO ist ein Prüfstand, welcher für kleine Triebwerke für CubeSats verwendet wird. Er ermöglicht die Analyse des thermischen Verhaltens und die Bewertung der Leistungsparameter kleiner Triebwerke. Der Prüfstand ist als druckversorgtes System konzipiert und kann daher im stationären und im Blowdown-Modus betrieben werden.

Medien: gH2 / gO2

Nominaler Massenstrom: 0.21 g/s

Max. Betriebsdruck: 20 bar

Schub: bis 1 N

  • LOTUS – Liquid Oxygen Test Unit for Space

Der LOTUS bietet einen größerten Prüfstand mit einem höheren Gesamtmassenstrom und einer kryogenen Kühleinheit, um mit flüssigem Sauerstoff (LOX) zu arbeiten. Ähnlich wie der PICO-Prüfstand ist der LOTUS-Prüfstand ein druckversorgtes System, das im stationären oder Blowdown-Modus betrieben werden kann. Der LOTUS-Prüfstand verfügt über zusätzliche Versorgungsleitungen für einen Fackelzünder, mit welchem neuartige Zündsysteme untersucht werden können.

Medien: gH2, gCH4 / gO2, LOX

Max. Massenstrom: 30 g/s, total

Max. Betriebsdruck: 45 bar

Schub: bis 50 N

  • EVA – Eine Vakuum Anlage

Die EVA ermöglicht Tests von Antriebssystemen unter Vakuumbedingungen und simuliert den Betrieb in einer Weltraumumgebung.

Kammervolumen: 0.4 m3

Vakuumdruck: < 10 mbar

  • Projektkonzept IWB-EFRE-Programm (KompAss- Kompetenzzentrum für nachhaltige Antriebssysteme im Raumfahrtsektor): Ziel des Projektes KompAss ist es, Kompetenz im Bereich nachhaltiger Raumfahrtantrieb zu etablieren und eine Prüfstands-Infrastruktur für Antriebssysteme und -komponenten mit GH2/GOX zu bauen. An diesen Prüfständen können relevante Komponenten, wie additiv gefertigte Brennkammern oder Zündsysteme untersucht werden.
  • LOEWE-Exploration (KaPlaRa – Kalte Plasmazündung für Raumfahrtantriebssysteme): Die Forschung und Entwicklung neuartiger Zündkonzepte sind angesichts der wachsenden Bedeutung von Raumfahrtantriebssystemen notwendig. Kaltes Plasma kann verwendet werden, um die Zündung von Treibstoffen durch katalytische Prozesse zu ermöglichen. Der Prozess lässt sich hochgenau steuern, was somit zu einer hoch effizienten Nutzung der Treibstoffe führt. Das Hauptziel dieses Projekts ist die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Anwendung der kalten Plasmazündung in Raumfahrtantriebssystemen.